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Schultausch doch möglich?

Aktualisiert: 11. Sept. 2022

Die Anne-Frank-Realschule und die Gesamtschule könnten ihre Gebäude tauschen. Ein Experte hat den Vorschlag der FDP geprüft und für möglich befunden. Das könnte fünf Millionen Euro sparen.

Können die Anne-Frank-Realschule und die Gesamtschule das Gebäude tauschen? Diesen, auf den ersten Blick verwegenen Vorschlag hatte die FDP im Wahlkampf aufgenommen. Jetzt hat die Stadt einen eventuellen „Tausch“ von dem Planer prüfen lassen, der auch den Um- und Ausbau der Gesamtschule geplant hat. Und siehe da: Dieser kommt zu dem Ergebnis, dass der Vorschlag nicht unrealistisch ist und dass dann womöglich fünf Millionen Euro gespart werden könnten, wie die Erste Beigeordnete der Stadt, Cornelia Ebert, auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte.

Der Prüfer habe den Auftrag gehabt, eine erste Übersicht zu erstellen, erklärte Ebert. Dieser kenne den Raumbedarf der Gesamtschule. Er habe diesen auch für das jetzige Gebäude – ehemals Aasee-Hauptschule – errechnet. Um dieses optimal am Bedarf der Gesamtschule auszurichten, seien Investitionen von rund 13 Millionen Euro notwendig.

Müssen Stephan Krems und Christiane Althoff den Möbelwagen bestellen? Ein entsprechender Vorschlag samt positivem Gutachten steht im Raum. Jetzt beginnen die Diskussionen.

Wenn nun die Anne-Frank-Realschule in das Gebäude der Gesamtschule, und die Gesamtschule wiederum in das Gebäude der Anne-Frank-Realschule zieht, seien auch Investitionen nötig, allerdings offenbar deutlich weniger nämlich acht Millionen Euro.

„Wir sind dabei, es zu erarbeiten und zu prüfen. Wir müssen den Vorschlag noch feinjustieren und stimmen das mit den Beteiligten ab. Mit ihnen und der Politik muss dann abgeklärt werden: Ist das gewollt?“ betont Ebert.

Wenn allerdings der Tausch tatsächlich realisierbar und nachvollziehbar sei, dann seien fünf Millionen Euro „schon eine Hausnummer.“

Ab September soll der Vorschlag in den Gremien diskutiert werden.

Christiane Althoff, Leiterin der Gesamtschule Ibbenbüren, erklärte auf Anfrage, die Informationen seien noch ganz frisch. „Wir werden sie in unseren Gremien prüfen und dabei auch die Interessen der Schüler besonders mit bedenken.“

Stephan Krems, Leiter der Anne-Frank-Realschule, steht dem Vorschlag ganz offen gegenüber. „Die Qualität einer Schule hängt nicht vom Standort ab.“

Natürlich müssten die räumlichen Voraussetzungen stimmen. Die Anne-Frank-Realschule, so die Prognosen, werde in den nächsten Jahren schrumpfen – das geschehe angesichts des Angebots einer Gesamtschule zwangsläufig. Zudem wird die Zahl der Kinder immer weniger. Im Schulgutachten stehe, dass die städtische Realschule künftig dauerhaft dreizügig werde. „Da wäre das Gebäude der jetzigen Gesamtschule genau passend. Wir sind nicht mit einem Gebäude verheiratet.“

Das Ganze müsse natürlich in der Praxis machbar sein. Und dabei dürfe es nicht nur ums Geld gehen, sondern auch um die Pädagogik. „Wenn sich die Gesamtschule das dann auch vorstellen kann, wären wir selbstverständlich nicht dagegen.“ Es sei ja nicht nachvollziehbar, dass sonst irgendwann das Gebäude der Anne-Frank-Realschule halb leer stünde und an anderer Stelle aufwendig gebaut werde.

Quelle (Text): Sabine Plake (Ibbenbürener Volkszeitung)

Quelle (Karikatur): Götz Wiedenroth

 

Die Meinungen der Fraktionen:

Schöne Idee, aber bitte erst prüfen Die meisten Fraktionsvorsitzenden waren von den Ergebnissen mehr als überrascht. Sie seien nicht darüber informiert worden, dass ein eventueller Tausch überprüft werde. Und auch das Ergebnis kennen sie nicht. Ihr fehlten noch die Informationen zu einem eventuellen Schultausch, sagt

  1. Marie-Luise Balter-Leistner, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende. „Dann kann ich etwas dazu sagen.“ Wenn ein Tausch tatsächlich möglich sei und das fünf Millionen Euro einspare, „müssen wir das diskutieren“. Das Ganze dürfe aber nicht mit einem „Qualitätsverlust einhergehen“. Und der Vorschlag müsse von allen mitgetragen werden.

  2. Ulrich Remke (CDU) betont, es sei wichtig, den Bestand zu analysieren und die verschiedenen Möglichkeiten ernsthaft zu prüfen. Das alles müsse erst gemacht werden, bevor eine Entscheidung getroffen werden könne. Zudem sei wichtig, dass ein Tausch nicht den Schultypen widerspreche. Angesichts der Haushaltssituation müsse aber auch bedacht werden, dass nicht zusätzliche Räume geschaffen werden, die „wir später nicht mehr brauchen“. Besonders denke er da an den demografischen Wandel. „Die Zahlen müssen aber erst auf dem Tisch liegen, bevor wir dazu abschließend etwas sagen können.“

  3. Ludger Bitter (IFI) erklärte auf Anfrage, die Unterlagen hätte er gerne. Dann könne er die Ergebnisse nachvollziehen und prüfen. Auch er hält es für wichtig, zunächst zu schauen, was das Beste für die Kinder sei. Priorität müssten optimale Bedingungen haben. Wenn man allerdings die Kosten senken könnte, wäre das angesichts des klammen Haushalts immer gut.

  4. Marlene Klatt vom Bündnis 90/Die Grünen sagte, sie „müsse ins Blaue sprechen“ und das finde sie blöd, denn sie wisse nichts von den Ergebnissen. Wenn es allerdings neue Erkenntnisse und Perspektiven gebe, müsse man sich damit beschäftigen. Dazu benötigen sie und ihre Mitstreiter aber mehr Informationen. Zudem müsse untersucht werden, was ein Tausch für Schüler und Lehrer bedeute. „So eine Lösung darf nicht einer Seite besonders weh tun.“ Es müsse eine gute Lösung für beide Seiten gefunden werden.

  5. Hans-Jürgen Streich (FDP) findet das Ergebnis „sehr gut“. Wenn tatsächlich fünf Millionen Euro eingespart werden könnten, dann „ist das ein Wort“. Diesen Betrag könne man nicht woanders einsparen. Das Thema werde jetzt sicherlich in den Schulausschuss gehen und in der Politik weiter verfolgt. „Unser Antrag war richtig“, betont er. Ihm und seiner Fraktion sei wichtig, dass Ibbenbüren weiterhin starker Schulstandort bleibe und das die Schulen auf dem neuesten Stand bleiben.

  6. Ernst Goldbeck (Linke) erklärte, wenn man „Gleiches zu günstigeren Bedingungen bekomme, das zu geringeren Belastungen für Ibbenbüren führt“ müsse man sich das anschauen. Auf der anderen Seite wolle die Linke die Erweiterung des Gesamtschulsystems und die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems. Daher müsse die bestehende Gesamtschule weiter ausgebaut werden, denn „wir wollen keine zweite Gesamtschule“. Ob das Platzangebot der Anne-Frank-Realschule dann ausreiche, müsse geprüft werden. Eventuell sei dort eine Sekundarschule denkbar.

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